Die Wurzel der Täuschung

Eure Parteilichkeit für euch selbst ist die Wurzel all euerer Täuschungen. Es gibt keine Täuschungen, wenn ihr nicht diese Vorliebe für euch selbst hegt. Wenn die Menschen, die neben euch sitzen, zu streiten anfangen, mag es euch, da ihr selbst nicht beteiligt seid, leichtfallen zu entscheiden, wer von den Streitenden recht hat und wer unrecht. Ihr seid Außenstehende, könnt also kühlen Kopf bewahren. Was aber, wenn ihr selbst beteiligt seid? Dann ergreift ihr Partei für euch selbst und stellt euch dem anderen entgegen. Und indem ihr miteinander streitet, verwandelt ihr euren Buddha-Geist in einen Streitenden Geist.
Zum anderen, da der Buddha-Geist von wunderbarer erleuchtender Weisheit ist, müssen Dinge, die ihr in der Vergangenheit getan oder erfahren habt, sich notwendig darin spiegeln. Heftet ihr euch an diese Bilder, die zurückgespiegelt werden, so lasst ihr unwissentlich Täuschungen entstehen. Die Gedanken entstehen nicht schon an der Stelle, wo diese Bilder widergespiegelt werden; sie werden durch eure früheren Erfahrungen hervorgerufen und stellen sich dann ein, wenn Dinge, die ihr in er Vergangenheit gesehen oder gehört habt, sich im Buddha-Geist widerspiegeln. Ursprünglich jedoch haben Gedanken keine wirkliche Substanz. Wenn sie also gespiegelt werden, lasst sie einfach gespiegelt werden, und lasst sie entstehen, wenn sie entstehen. Wendet keinen Gedanken daran, sie anzuhalten. Hören sie auf, so lasst sie aufhören. Schenkt ihnen keine Beachtung. Lasst ihnen ihren Lauf. Dann stellen sich keine Täuschungen ein. Und da es keine Täuschungen gibt, wenn ihr die gespiegelten Gedanken nicht beachtet, mögen die Bilder ruhig im Geist gespiegelt werden, und es ist dennoch so, als geschähe dies nicht. Tausend Gedanken mögen sich einstellen, und es ist doch so, als geschähe es nicht. Sie werden euch keinerlei Verdruss bereiten. Ihr werdet keine Gedanken aus eurem Geist zu vertreiben haben - nicht ein einziger Gedanke muss abgeschnitten werden.

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